Alle Beiträge von Katja Bröskamp

Der zweite Tag – Zeit im Überfluss

Ich weiß jetzt, warum in den allseits bekannten Supermärkten am Donnerstag die besonderen Dinge zum Verkauf angeboten werden! Er ist so eine Art nicht existierender Tag. Da macht man eigentlich nichts anderes außer zu arbeiten. Mit den temporären Verheißungen bekommt er einen Sinn, sodass viele nach dem Studieren des Wochenflyers in die Läden rennen, um sich mit preisgünstigen Gartenartikeln (ich auch), Sportkleidung, Weihnachtssets usw. einzudecken. Schließlich gibt es diese Angebote nicht jeden Tag…

Wir merkten das auf der Messe sehr genau. Zwischen den wenigen Besuchern, die bei uns vorbeischauten, hatten wir sehr viel Zeit. Daher konnte ich für eine Abschlussarbeit ein langes Interview über das Künstlerdasein und die daraus resultierenden Wünsche geben. Das war spannend.

Ich hatte auch die Möglichkeit, meine Standnachbarn und ihre Arbeit kennen zu lernen. Tom Henderson vom Stand A 1.39 erklärte mir seine Kunst als eine Synthese zwischen Malerei und Skulptur. Denn seine Arbeiten kokettieren sowohl mit der realen wie mit einer – man könnte sagen – suggerierten Dreidimensionalität, die durch Spiegel, Reliefs und Scratchings hervorgerufen wird. Tom nutzt dafür die Verbindung unterschiedlichster Materialien. Er überdeckt auch manche Elemente reliefartig mit Farbe und setzt dieser Fläche die polierte Kunststoffplatte entgegen. Die  polierte Oberfläche hat er mit Graphitpulvergefüllten Scratchings versehen, welche die gemalten Linien weiterführen. Sehr spannend finde ich auch seine Serie Arclight, in der er Kunststoffplatten auseinander schneidet, deren Kanten unterschiedlich färbt und wieder zusammensetzt. Es klingt in der Beschreibung fast banal, aber die Wirkung des Werks ist beeindruckend.

Sehr bemerkenswert spielt auch Uwe Mertsch mit der Wahrnehmung des Betrachters. Da steckt doch am Stand A 1.38 eine rosarote plüschige Wolke in einem Glaskasten und lässt einen gleich an einen überdimensionalen kosmetischen Wattebausch denken. Oder auch das Verweilen auf der rosaroten Wolke 7 assoziieren. Doch weit gefehlt. Auf Glasscheiben wurde die rosa Wolke malerisch auf- und abschwellend verewigt. Diese sind mit kleinem Abstand nebeneinander installiert worden, was die faszinierende Illusion einer dreidimensionalen Wolke ergibt. One Moment dagegen spielt mit dem Gedanken des festgehaltenen Moments. Das hat Uwe Mertsch in einem Objektkasten gekonnt umgesetzt.

Ich kann euch den Besuch bei den beiden an ihren Ständen wirklich empfehlen. Entdecken kann man dort noch weit mehr.

Eröffnung der Berliner Liste 2015

Der heutige Tag war in drei Zeitebenen eingeteilt. Der erste Teil war für den Abschluss der Standgestaltung, die ich nutzte, um die Galerieschnüre und Titeletiketten anzubringen. Um 15 Uhr kamen die ersten Besucher herein, um bei ruhiger Atmosphäre einen ersten Blick auf die Exponate und KünstlerInnen zu werfen. Dabei wurde schon mal die Generalprobe für das riesige, silberne, heliumgefüllte Luftkissen abgehalten, das über einem der Luftschächte mit Seilen auf und ab bewegt wurde.

Kurz nach 18 Uhr füllte sich das Kraftwerk zunehmend und die Kunstmesse Berliner Liste 2015 wurde als offiziell eröffnet erklärt. Viele Besucher standen an den Ständen, fragten nach den Techniken, den Ideen und erzählten ihre eigenen Versionen zu den Bildern. Es war eine ausgelassene Stimmung, in der sehr viele spannende Gespräche zustandekamen.

Berliner Liste – ein Aufbau mit Tücken

Es ist immer wieder erstaunlich, dass ein Modell eine andere Wirkung ausstrahlt als der reale Aufbau. Das Podest war doch höher als angegeben, wodurch die Koje kleiner wirkte. Das  verursachte aber keine Schwierigkeiten. Als wir die großen Monotypien auf die vorgesehenen Plätze positionierten, konnten wir sie aber doch nicht so aufstellen wie geplant. Manche Konstellationen gingen einfach nicht, da sie entweder von der Farbe oder vom Motiv her zusammen nicht wirkten. Zudem sind die großen Rahmen sehr schwer, sodass Schrauben und Dübel in der Stellwand nicht ohne weiteres halten. Doch diese Schwierigkeit wurde nur als Herausforderung aufgefasst. Wir improvisierten mit Schrauben, die in die obere Leiste gesetzt wurden. An diese werden mit Galerieschnüren die schweren Rahmen aufgehängt.

Auch die kleineren Bilder, die ich für die äußere Stellwand zusammengestellt hatte, konnten mit der Länge der Wand und vielleicht auch dem kalten Licht nicht in Einklang gebracht werden. Glücklicherweise halfen mir meine Kolleginnen Antje Höricht und Gesa Bröskamp bei der Umsetzung einer interessanten Messepräsentation, indem wir zusammen viel ausprobierten, sie manche Zweifel beherzt ausräumten und Überraschungen aus meiner mitgebrachten Mappe zogen, an die ich vorher nicht gedacht hatte.

Letztendlich habe ich die Anzahl der vorgesehenen Bilder tatsächlich reduziert, wodurch ich den Tipp des Berliner-Liste-Kurators Dr. Peter Funken umsetzte, den er uns Messeteilnehmern mit auf den Weg gab: Weniger ist manchmal mehr.

Bröskampscher Kunstherbst

Zurzeit laufen die Vorbereitungen für den Messestand auf der Berliner Liste sowie die Präsentationen bei 3 Tage Kunst und dem Teltower Kunstsonntag. Bilder auswählen, Passepartouts schneiden, den Transport und Aufbau planen… all das beschäftigt mich umfangreich. Wie gut, dass die Arbeiten und Hängung für die Messe 3 Tage Kunst schon seit Juni festgelegt sind. So bleiben dafür nur noch die Feinarbeiten zu koordinieren. Für die Berliner Liste dagegen ist alles noch offen. Jeder Künstler und jede Galerie bekommen eine Koje unterschiedlicher Größe zugewiesen. Bei meinem Stand besteht noch die Besonderheit, dass ein 90 cm hohes Podest kojenfüllend eingebaut wird. So habe ich den Tipp bekommen, mir ein Standmodell im Maß 1:10 zu bauen, um besser planen zu können.
Ich habe mir Karten in Rahmengröße zugeschnitten und Fotos meiner Bilder kopiert, um einen Eindruck zu erhalten, wie die Zusammenstellung wirkt.

Standmodell Berliner Liste

Es werden natürlich nicht alle Bilder, die hier im Miniformat zu sehen sind, ausgestellt. Die Vorderansicht könnte z.B. von den Monotypien bestimmt werden, wie es auf dem 2. und 3. Foto zu sehen ist (ein Klick auf die Fotos zeigt die gesamte Ansicht). In 2 Tagen werde ich wissen, wie der Stand wirklich aussieht.

Druck Festival Berlin 2015

Am 15. und 16. August fand das Druck Berlin Festival auf dem Gelände der Urban Spree Berlin in der Revalerstraße 99 statt. Im Fokus lag der Siebdruck, aber auch die künstlerische Umsetzung einiger anderer Drucktechniken wurde gezeigt.

Das Programm umfasste eine Ausstellung, Workshops, mehrere sehr beeindruckende Live-Print-Demonstrationen und einen Markt, auf dem die verschiedensten Künstler ihre Werke und das Ausprobieren ihrer Lieblingstechniken anboten.

Während der Live-Print-Demonstrations bekamen wir einen Eindruck über die verschiedenen Abläufe und Schichten eines Siebdrucks. Er gehört zu den Durchdruckverfahren, weil die Farbe mithilfe einer Gummirakel durch ein feinmaschiges Sieb auf das Papier (oder irgendeinen anderen Druckträger) durchgedrückt wird. Damit der Durchdruck nicht nur eine konstante Farbfläche ergibt, wird das Sieb vor dem Druck mit einer Schablone präpariert.  Meist besteht ein Siebdruck aus mehreren Bildelementen, sodass für jedes Element eine eigene Schablone (und manchmal auch ein eigenes Sieb) vorbereitet wird. Die Besucher konnten auf einen Druck Einfluss nehmen, indem sie z.B. einen Vorabdruck mit Kreiden usw. bearbeiteten. Als Abschluss wurden die neu entstandenen Werke wiederum mit der letzten Bildschablone überdruckt, sodass viele Unikate trotz des einheitlichen Motivs entstanden. Das sah sehr toll aus!

Mit dieser riesigen Siebdruckmaschine wurde gedruckt. Und wie man sieht, ist ein wenig Kraft vonnöten.

In der Halle stand auch dieser interessante mobile Grafikständer. Für Menschen mit Platz ist der sicher ein stabiler Hingucker!

Mit den Künstlern der Marktstände kamen wir schnell ins Gespräch, tauschten uns über unsere liebsten Druckechniken und deren Finessen aus und knüpften Kontakte. So werde ich sicher mal im Weddinger STATTLAB vorbeischauen, einem Gemeinschaftsatelier mit Siebdruckwerkstatt und Schwarz-Weiß-Fotolabor. Dort arbeiten sowohl KünstlerInnen des Hauses, als auch externe, die temporär die Werkstätten (gegen einen geringen Betrag) für ein Projekt nutzen möchten.

Am Flatto 81-Stand konnte jeder, der wollte, Walzendrucke mit organisch hergestellten Drucktuschen ausprobieren. Der Vorgang ist simpel und schnell durchführbar. Auf kleinen quadratischen Karten hatten die Künstlerinnen schon jeweils ein Dreieck mit einer Farbe bedruckt. Um einen exakten Druck zu bekommen, wurde das Dreieck mit Masking Tape abgeklebt und gleich am Drucktisch fixiert. Dann konnte ich die Farbe mit der Walzenrolle von einem Schwamm aufnehmen und über der Karte abrollen. Dadurch ergaben sich spannende farbliche Überlagerungen. Sicher bietet die Technik mittels Schablonen, Farbauftrag und Papiervariationen noch weitere interessante Möglichkeiten. Anregungen dafür bot das Druck Festival Berlin auf jeden Fall.

Endlich ein Gewitter

Die Hitze lastete in den letzten zwei Wochen über der Stadt und aus jeder Pore bahnte sich der Schweiß seinen Weg. Das prognostizierte Gewitter und der Regen waren schon seit Tagen überfällig. Und dann endlich… Wind kam auf und der Regen flutete durch die Straßen. Gegenüber meines Balkons gingen die Fenster und Balkontüren auf und erleichterte Menschen konnten sich an der Erfrischung kaum satt fühlen.

Endlich ein Gewitter
Endlich ein Gewitter 16.8.2015

Zeichnen per Fahrrad

Vor zwei Wochen, als die Hitze noch nicht Berlin einschloss wie eine Käseglocke, sind meine Mutter und ich zum Radeln und Zeichnen in die Prignitz gefahren. Die Regionalbahn brachte uns innerhalb einer Stunde nach Wittenberge in die brandenburgische Elbtalaue. Mittags sieht das schöne Städtchen mit den vielen kleinen Gründerzeithäusern recht verlassen aus, doch bei FahrradRaugsch bekamen wir diese Übersichtskarte geschenkt, die unsere Tour gut sichtbar macht.

Von da aus war es nicht mehr weit zum Elberadweg. Gleich an der Elbuferpromenade sind wir durch ein altes Industriegelände gefahren, das früher die Herzsche Ölmühlenfabrik gewesen ist. Roter Backstein dominiert das ganze Gebiet. Nur noch einige Speicher und Häuser stehen leer. Die anderen wurden bereits saniert. Viele Anregungen zum Zeichnen und Fotografieren waren zu finden.

Mit Blick auf den alten Singer-Uhrenturm biegt man rechts auf die Elbbrücke ab, um zum Elbdeich zu kommen. Dort haben wir erst einmal die Panoramaeinstellung der Kamera ausprobiert.

Die Elbbrücke

Und dann konnten wir geradewegs durch eine wunderschöne Landschaft radeln.

Angesichts der nächsten Sitzbank knurrten unsere Mägen und wir konnten endlich unsere Skizzenbücher herausholen.

In Rühstädt konnten wir uns an den vielen Störchen, die dort regelmäßig auf den Dächern nisten, kaum sattsehen. Und von dort aus fuhren wir weiter bis nach Bad Wilsnack durch Felder, die gezeichnet oder gemalt zu kitschig aussehen würden, weil sie einfach schön sind.

Bis der Zug nach Berlin kam, konnte ich in Bad Wilsnack noch ein wenig zeichnen, um meine umfangreiche Ausrüstung auch zu rechtfertigen. Die Radtour kann ich jedem empfehlen, der gern Fahrrad fährt. Es ist weder bergig noch viel von Autos befahren. Einfach nur schön!

Ein Tag in Teltow

Am 2. November 2014  fand  wieder  der  jährliche  Teltower Kunst-Sonntag  statt. 120 Künstlerinnen und Künstler stellten diesmal zwischen  11-17  Uhr  die  unterschiedlichsten  Arbeiten  in  der Biomalz-Fabrik  aus.

Zusammen mit meinen Kolleginnen Gesa Bröskamp und Antje Höricht zeigte ich meine Arbeiten im Alten Fabrikgebäude. Normalerweise nutzen hier diverse Handwerksbetriebe und Büros die Biomalz-Fabrik. Doch für den ersten Sonntag im November wird in den Räumen Platz für Kunst geschaffen.

Der Teltower Kunst-Sonntag wurde 2008 auf Initiative von Dieter Leßnau, Rosemarie Schröder, Erika Kleinschmidt, Antonia-Katharina Klinge, Gudrun Witt und Hermann Lamprecht gegründet, die diesen Tag großartig mit ihren Helfern organisieren. In der Regel kommen an diesem Sonntag um die 2000 Besucher, mit denen man schnell ins Gespräch kommt. Vielfältig sind die Fragen und das Interesse. Es ist spannend zu sehen und zu hören, wie andere unsere Kunst wahrnehmen. 

Austausch Bremen – Berlin (Teil 2)

In Bremen wollte ich unbedingt das neue Atelier von Daniela sehen, von dem ich schon so viel gehört hatte. Daniela hat sich vor kurzem mit ihrem Mann ein Parzellen-Atelier eingerichtet, in dem beide arbeiten. Bei schönstem und warmen Sonnenschein konnten wir vor ihrem Atelier die Farben schwenken.

Dazu haben wir preiswerte Farbe (z.B. Dispersions- oder Acrylfarbe) mit viel Wasser verdünnt, sodass sie schnell in Bewegung gerät, wenn das Papier geschwenkt wird. Zu Smetanas Komposition Die Moldau bewegten wir zu zweit eine Tapetenbahn, auf der sich die Schlickerfarbe (Farbe + Wasser) ihren Weg bahnte.

Die Musik wechselt zwischen schnellen und langsamen Sequenzen, die den Verlauf der Moldau darstellen. Mir gefällt sie immer wieder gut! Mit 13 Minuten Länge hat man auch die Möglichkeit, nicht nur einfach wild drauf los zu schwenken, sondern auch nach dem ersten Schwung die Bewegung bewusst zu steuern.

Normalerweise verwende ich für die Schwenkbilder einfaches Rollenpapier, welches natürlich bei zu viel Nässe reißen kann. Daher hat mir die Tapete besonders gut gefallen, da sie viel belastbarer ist und außerdem noch eine eigene Oberflächenstruktur hat, die sich auch auf den Farbverlauf auswirkt.

Anschließend haben wir auf ein kleineres Format gewechselt.

Mir gefällt das gemeinsame Arbeiten – auch das Nebeneinander – immer wieder! Neben dem Austausch von neuen Techniken und Materialien lerne ich auch neue Herangehensweisen und Blinkwinkel kennen. Es war toll, Daniela! Das wiederholen wir bald.

Da meine Kamera recht schnell funktionsuntüchtig war, habe ich nicht viele Fotos machen können. Aber auf Aquatypien (Danielas Blog) könnt ihr viele weitere Fotos finden.