Archiv der Kategorie: Gedrucktes

Ätzende Kolleginnen

Der Titel ist natürlich nur im drucktechnischen Sinne gemeint: Letzten Herbst haben meine Bremer Kollegin Daniela Revink und ich uns für zwei Tage in der BBK-Druckwerkstatt in Bethanien eingemietet, um alte und neue Radierungen zu bearbeiten. Wir waren ja schon im vergangenen April zu einem Auffrischungskurs bei Gloria Alonso González gewesen. Nun ging es darum, unser Wissen zu verfeinern.

Durch Zufall wurden wir auf die Schätze in der Restetonne aufmerksam. Manche Streifen und Platten hatten schon Kratzer oder waren sogar schon geätzt worden. Andere besaßen noch den Abdecklack mit Abschabungen, die sich ein Streifen in der Tonne holen kann. Daniela kam auf die Idee, einen Streifen mit der Blechschere in verschiedene Formate zu schneiden. Anschließend bearbeitete sie beide Platten noch einmal mit der Radiernadel und versenkte sie dann in der Säure. Leider war die Säure nicht ganz so knackig wie gewohnt, sodass einige unserer Ätzungen nachher recht blass wirkten. Aber wenn man es weiß, lässt man sie halt einfach länger darin liegen.

Für partielles Ätzen kreierte Daniela einen innovativen Säurepinsel aus einem Wattebausch und einem Ohrenstäbchen, da normale Pinsel in der Säure relativ schnell kaputtgehen. Mit dem Pinsel trug sie die Säure nur auf bestimmte Partien auf, um sie zu verstärken. Anschließend wurden einige davon noch ins Vollbad gelegt.

Ich arbeitete weiter mit dem Vernis-mou-Verfahren, einer Weichgrundätzung, bei der die Platte mit einem sehr weichen Ätzgrund eingerieben wird. Anschließend wird vorsichtig ein Seiden- oder Butterbrotpapier darüber fixiert. Und nun am besten nicht mit den Fingern oben darauf abstützen, denn dieser Abdruck wäre – ähnlich wie bei der Monotypie – sofort auf der Platte sichtbar.

Danach zeichne ich mit einem Graphit- oder anderem Stift auf das Papier. Dort, wo das Papier die Ätzgrundschicht berührt, nimmt es sie von der Platte ab. Ist die Zeichnung fertig, kann ich noch etwas Strukturiertes wie z.B. Gaze in die Schicht eindrücken und lege dann die Platte in die Säure. Tatsächlich hält die weiche Schicht die Säure ab, sich in die Platte zu „fressen“. Nur dort, wo die Linien freigelegt wurden, kann sie sich einätzen. Mir gefällt an dieser Technik, dass ich wirklich mit dem Stift zeichnen kann. Das Sperrige einer Ätzradierung, bei der man den Abdecklack mit der Radiernadel freilegt, gibt’s hier nicht.

Bei der Kleinen Schwester können kurzfristig auftretende Hunger- und Durstgefühle sofort befriedigt werden. Das ist immer gut, um anschließend gut weiterarbeiten zu können.

Als nächstes will ich versuchen, die Vernis-mou-Radierung mit der Aquatinta zu verbinden. Mal sehen, wie das ausschaut.

Ganz gut ausgestattet – Visit me

Im Leben einer Unternehmerin, zu der ich als Künstlerin auch gehöre, sind Visitenkarten ein einleuchtendes Utensil des Marketings. Da stehen die wichtigsten Dinge drauf wie der Name (ja, den vergessen manche schon mal), die eMail-Adresse und die Website. Wer als Künstler zugeordnet werden möchte, setzt auch ein Bild als Erkennungszeichen ein. Denn viele Menschen erstellen über aussagekräftige Bilder ihr Namensgedächtnis.

Eine neue Visitenkarte stand schon lange auf meiner Wunsch- und Arbeitsliste. Unangenehm ist nur die sofort einsetzende Betriebsblindheit, die einen erfasst, sofern es um die eigene Arbeit geht. Doch ich habe das Glück, eine tolle Arbeitskollegin zu haben, die auch im Designbereich tätig ist: Daniela Revink von s!gns. Studio für Image und Design macht wunderbare Visitenkarten und noch viel mehr. Die Erstellung von aussagekräftigen Websites gehört auch in ihr Repertoire und macht ihr Motto Wir machen Ihre Begeisterung sichtbar.®, das sie zusammen mit ihrer Kollegin teilt, eindeutig nachvollziehbar. Die beiden erfassen sehr gut die wichtigsten Beweggründe eines Unternehmens und setzen diese in ein Marketing-Werkzeug um.

Das Ergebnis ihrer und meiner Begeisterung ist dieses: ein Set von drei Motiven aktueller Mischtechniken und meiner Arbeitsphilosophie. Glücklicherweise waren diese Karten schon zur 3-TAGE-KUNST-Messe fertig und wurden begeistert von den Besucher_innen angenommen. Den „blauen Mann“ von Eine andere Perspektive verändert die Haltung gibt es nun nur noch als Karte. Vielen Dank, Daniela!

Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung…

… konstatierte meine weise Kollegin und Freundin Daniela Revink. Wie recht sie hat, wurde mir letzte Woche bewusst, als von der Kommunalen Galerie Berlin neben den Daten zum Messeaufbau der Link zum Katalog geschickt wurde. Und so kann jeder, der mag, hier online schon mal einen einführenden Blick in die Galerie der 40 anwesenden KünstlerInnen werfen.

Ab dem 16.10. können wir dann real besucht werden. Der Eintritt ist für jeden frei und wir freuen uns über viele Besucher.

Dafür bereite ich gerade im Atelier die Passepartouierung und Rahmung meiner Bilder vor. Es ist immer wieder schön, die Zeichnungen und Mischtechniken in neuen thematischen Kontexten zu sehen.

Druck Festival Berlin 2015

Am 15. und 16. August fand das Druck Berlin Festival auf dem Gelände der Urban Spree Berlin in der Revalerstraße 99 statt. Im Fokus lag der Siebdruck, aber auch die künstlerische Umsetzung einiger anderer Drucktechniken wurde gezeigt.

Das Programm umfasste eine Ausstellung, Workshops, mehrere sehr beeindruckende Live-Print-Demonstrationen und einen Markt, auf dem die verschiedensten Künstler ihre Werke und das Ausprobieren ihrer Lieblingstechniken anboten.

Während der Live-Print-Demonstrations bekamen wir einen Eindruck über die verschiedenen Abläufe und Schichten eines Siebdrucks. Er gehört zu den Durchdruckverfahren, weil die Farbe mithilfe einer Gummirakel durch ein feinmaschiges Sieb auf das Papier (oder irgendeinen anderen Druckträger) durchgedrückt wird. Damit der Durchdruck nicht nur eine konstante Farbfläche ergibt, wird das Sieb vor dem Druck mit einer Schablone präpariert.  Meist besteht ein Siebdruck aus mehreren Bildelementen, sodass für jedes Element eine eigene Schablone (und manchmal auch ein eigenes Sieb) vorbereitet wird. Die Besucher konnten auf einen Druck Einfluss nehmen, indem sie z.B. einen Vorabdruck mit Kreiden usw. bearbeiteten. Als Abschluss wurden die neu entstandenen Werke wiederum mit der letzten Bildschablone überdruckt, sodass viele Unikate trotz des einheitlichen Motivs entstanden. Das sah sehr toll aus!

Mit dieser riesigen Siebdruckmaschine wurde gedruckt. Und wie man sieht, ist ein wenig Kraft vonnöten.

In der Halle stand auch dieser interessante mobile Grafikständer. Für Menschen mit Platz ist der sicher ein stabiler Hingucker!

Mit den Künstlern der Marktstände kamen wir schnell ins Gespräch, tauschten uns über unsere liebsten Druckechniken und deren Finessen aus und knüpften Kontakte. So werde ich sicher mal im Weddinger STATTLAB vorbeischauen, einem Gemeinschaftsatelier mit Siebdruckwerkstatt und Schwarz-Weiß-Fotolabor. Dort arbeiten sowohl KünstlerInnen des Hauses, als auch externe, die temporär die Werkstätten (gegen einen geringen Betrag) für ein Projekt nutzen möchten.

Am Flatto 81-Stand konnte jeder, der wollte, Walzendrucke mit organisch hergestellten Drucktuschen ausprobieren. Der Vorgang ist simpel und schnell durchführbar. Auf kleinen quadratischen Karten hatten die Künstlerinnen schon jeweils ein Dreieck mit einer Farbe bedruckt. Um einen exakten Druck zu bekommen, wurde das Dreieck mit Masking Tape abgeklebt und gleich am Drucktisch fixiert. Dann konnte ich die Farbe mit der Walzenrolle von einem Schwamm aufnehmen und über der Karte abrollen. Dadurch ergaben sich spannende farbliche Überlagerungen. Sicher bietet die Technik mittels Schablonen, Farbauftrag und Papiervariationen noch weitere interessante Möglichkeiten. Anregungen dafür bot das Druck Festival Berlin auf jeden Fall.