Der Potsdamer Platz – Entstehung einer postmodernen Welt

In den Jahren 1989/1990 lag er noch brach da, der Potsdamer Platz. Hohes Gras, alte Straßen, ein paar Ruinen, Sand und sogar ein kleines Wäldchen bestimmten das Aussehen des alten Platzes mit der ruhmvollen Geschichte. Er wurde nach und nach entdeckt. Zuerst von den Händlern, die Devotionalien der DDR verkauften. Aber auch die Stadtplaner wollten ein neues Bild kreieren und wandelten den Platz zu einer riesigen innerstädtischen Baustelle um. Das wiederum rief unsere HdK-Professoren und -Dozenten auf den Plan, die darin die Chance sahen, von uns Studierenden eine langsam wachsende Dokumentation eines aktuellen Zeitgeschehens erschaffen zu lassen.

Unser Glück war, dass 1995 die Infobox eröffnet wurde, die uns einen Blick auf das Baustellengewirr ermöglichte.

U-Bahnhof Potsdamer Platz
U-Bahnhof Potsdamer Platz

Die folgenden beiden Serien aus dem Jahr 1998 gehen von einem Blick aus. Jedes Bild entsteht aus dem vorherigen, sodass sich  einige Elemente verfestigen, andere wegfallen oder neu auftreten . Im zweiten Teil der Serie kam Farbe hinzu.

Serie 1 (10.11.1998)

Serie 2 (17.11.1998)

Im Lauf der nächsten 15 Jahre wurde es auf dem Potsdamer Platz immer höher und enger. Anlehnungen an das Stadtbild amerikanischer Großstädte drängten sich dem Betrachter auf. Nur dass die Hochhäuser nicht ganz den Status eines Wolkenkratzers erreichen. Ströme von Touristen und ein täglicher Verkehrskollaps sorgten für Umsatz und ebenso viele kritische Stimmen unter den Berlinern. Die Weite des Niemandslandes hatte sich doch enorm zu einem postmodernen Monstrum gewandelt, mit dem sich viele nicht wirklich identifizieren konnten. Es wirkte dort lange Zeit künstlich, bis dann die Kultur dem Platz wieder ein normalisiertes (Alltags-)Leben einhauchte.

Gerade noch pulsierendes Herz (Potsdamer Platz) 2003